„Seichtgeheimnisse“

Erstes Allgemeines Babenhäuser Pfarrerkabarett gastierte im SG-Sportheim

Am 7. und 8. April traten die beiden Pfarrer Hans-Joachim Greifenstein und Clajo Herrmann im Sportheim der SG Ueberau auf. Für alle Beteiligten waren es wunderschöne Abende. Mit äußerst bescheidener „Verkleidung“ (T-Shirts mit bärtigem Pfarrer drauf oder grauer Arbeitskittel) kommen sie stets locker und unterhaltsam daher, spicken ihre „Predigten“ mit jeder Menge theologischem Spezialwissen, wirken aber keineswegs „missionierend“.

Aufs Korn genommen wurden die technologischen Möglichkeiten der Kommunikation. Diese überschreiten heutzutage bei weitem den Wert der damit transportierten Gedanken. Früher wurde mehr geschwiegen, d.h. es war mit Sicherheit weniger dummes Zeug im Umlauf. Viele kommunizieren ja nur deshalb, weil sie ein Gerät dafür haben. Dabei übersteigt die Geräte-Intelligenz nicht selten die Intelligenz des Nutzers.

Man hat sich eigentlich nichts zu sagen, macht das aber auf technisch höchst raffinierte Art und Weise. Hat man sich früher Urlaubspostkarten geschickt („Sonne scheint, Essen gut!“) bekommt man heute Minivideos mit kotzendem Familienvater im Strandrestaurant, da muss man direkt dankbar sein, dass es bislang noch keine Geruchsfunktion im Smartphone-Universum gibt!In ihrem mittlerweile elften Programm „Seichtgeheimnisse“ steht im Zentrum die Abrechnung mit dem Zeitgeist der Identitätsverlust von Gesellschaft und Individuum. Geistige Freiheit wird immer öfter an globale Kommunikationsnetze abgegeben.

Diese Entwicklung macht auch vor dem kirchlichen Leben nicht halt. Kirchenaustritt per e-mail. Mit wenigen Klicks ist eine neue Religion im Angebot. Selbst Namen von Täuflingen ähneln manchmal eher Passwörtern.

Die Menschen-Veränderung im digitalen Zeitalter macht Greifenstein deutlich: „Heute ist der Rentner nicht mehr der Nachbar, der mit grauem Kittel auf der Gass´ steht und die Falschparker anzeigt. Nein, der „best-ager“ treibt Sport, zieht sich bunte Klamotten an, dass den Rehen im Wald das Kotzen kommt und ist ständig guter Laune.“

Der Gute-Laune-Druck („Gib jedem Tag die Chance, der beste deines Lebens zu werden!“) wird als neue Geißel der Menschheit vorgeführt.

Auch allerhand Apps werden treffsicher aufs Korn genommen. So die Eintracht-App, die immer klingelt, wenn die Eintracht ein Tor schießt. Bloß scheint die in letzter Zeit irgendwie kaputt, konstatiert der bekennende Eintracht-Fan („Ich hab die Eintracht viermal absteigen sehen“).

So seien die meisten Apps so unnötig, wie eine „Katzenklappe auf dem U-Boot“.

Nach großem verdienten Schluss-Applaus erinnerten sie in der Zugabe an die Fernsehzeit, als es noch Test-Bild bis 17 Uhr und einen Sende-Schluss gab.

Hoch anerkennend äußerten sich die beiden Pfarrer-Kabarettisten über den Veranstalter und die Räumlichkeiten.

(Bericht von Arno Grieger)