Chronik - 1919

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Das Jahr 1919

Wirtschaftliche Not nach dem 1. Weltkrieg, Inflation und Arbeitslosigkeit prägten die damalige Zeit. Dass sich trotzdem viele Ueberauer Sportler mit gleichen Interessen zusammenfanden, um einen eigenen Verein zu gründen, war eine große Tat.

Ein Jahr nach dem Kriegsende wurde der Arbeiter-Sportverein Ueberau gegründet. So wie in vielen Städten und Gemeinden des damaligen deutschen Reiches waren heimkehrende Soldaten des Ersten Weltkrieges sowie Mitglieder der Arbeiterbewegung die Initiatoren.

In der Gründungsversammlung wurde Karl Büdinger zum 1. Vereinsvorsitzenden gewählt. 2. Vorsitzender war Jakob Schwöbel und Schriftführer Fritz Füllhardt. Damit hatte der Verein einen arbeitsfähigen Vorstand.
Weitere Gründer waren u. a.: Wilhelm Eckert, Joseph Schmidt, Fritz Volk, Georg Bender, Heinrich Meyer, Wilhelm Lang und Christian Fornoff.

Alle Gründer sind mittlerweile verstorben, jedoch leben noch eine Reihe von Mitgliedern der ersten Stunde. Mitglieder, wie Georg Bender, Fritz Volk und Adam Büdinger, der später 40 Jahre (?) den Vorsitz inne hatte, prägten durch ihre Aktivität die Entwicklung des Vereins.

Mit dem Arbeitersportverein SG 1919 schuf sich die Arbeiterbewegung in Ueberau ein soziales und organisatorisches Zentrum der Abeiterkultur, das zu einer entscheidenden Grundlage der Entwicklung und Stabilität der Bewegung wurde.

Schon bei der Vereinsgründung im Jahre 1919 legten die Verantwortlichen großen Wert auf die Jugendarbeit, damit das sportlich Erworbene auch an die sporttreibende Jugend vermittelt werden konnte.

Die ersten Sportgeräte wurden, da der Verein über keine finanziellen Mittel verfügte, durch eine Sammlung angeschafft. Barren und Reck wurden über einen Bekannten aus einer Sportgerätefabrik aus Leipzig billig erworben. Zwecks Anschaffung eines Pferdes waren die Vereinsmitglieder in der Hofreite Knell gemeinsam beim Rübenausmachen und Wiesenmähen tätig. Für den erzielten Erlös wurde ein Pferd gekauft, damit man neben Barren und Reck eine komplette Turndisziplin üben konnte, um wettkampffähig zu sein.

Der erste Turnübungsplatz war zwischen den Bächen an der Gersprenzbrücke Einfahrt Ueberau von Reinheim kommend, der dann später in den ,,Flutgraben" verlegt wurde, wo der heutige „Festplatz" ist. Ein Vereinsmitglied hatte seine dort gelegene Wiese als Übungsplatz zur Verfügung gestellt. Die Sportgeräte, wie Barren, Reck und Pferd mussten nach jeder Übungsstunde wieder abgebaut werden. Der Wegtransport war jedes Mal mit vielen Schwierigkeiten verbunden, da man nicht über notwendige Transportmittel verfügte. Der Verein umfasste bei 1.200 Einwohnern von Ueberau bei der Vereinsgründung 150 Mitglieder, wobei Jugendliche und Kinder mit eingeschlossen waren.
An 2. Stelle der Sportbewegung in Ueberau stand die Leichtathletik. So konnte die damalige 100 m-Staffel mit Hans Walter, Georg Walter, Karl Meyer und Ludwig Pfaff achtbare Erfolge erringen, die bis zur Landesebene reichten und Ueberau über die Grenzen hinaus populär machten. Durch Spenden schaffte man eine moderne Stabhochsprungstange an, damit der talentierte Wilhelm Schüßler, der damals mit 3,60 Meter der überragende Springer auf den Sportfesten war, optimal und unter Wettkampfbedingungen trainieren konnte. Im Ergebnis konnte Wilhelm Schüßler den 4. Platz bei den deutschen Meisterschaften im Stabhochsprung erringen. Die damaligen Leistungen wären sicherlich noch besser ausgefallen, wären die Sportgeräte und Sporteinrichtungen so gewesen, wie sie der heutigen Jugend zur Verfügung stehen.
Die Theatergruppe wurde von Fritz Füllhardt geleitet. Mit ihr erwarb sich der Kulturbetrieb auch über die Grenzen von Ueberau hinaus einen guten Ruf. Zahlreiche Theaterstücke wurden in dieser Zeit aufgeführt. Die entsprechende Garderobe stellte jeder selbst, da der Verein keine, oder nur wenige Mittel zur Verfügung hatte.

Echter Träger der Theatergruppe war die neu gegründete Gesangsabteilung. In der Gesangsabteilung waren sowohl theaterspielende Mitglieder tätig als auch von anderen Sportdisziplinen. Unter dem 1. Dirigenten Karl Hornung aus Spachbrücken, der im Hauptberuf „Spachbrücker Feldschütz" war, konnte die Gesangsabteilung auf Freundschafts- und Wertungssingen schöne Erfolge erringen. Die positive Entwicklung der Gesangsabteilung wurde mit dem nächsten Dirigenten Franz Rauch aus Ober-Ramstadt weiter vorangetrieben.